Wahlkampf in der Mongolei

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Innerhalb eines Tages an die Wohnungstür gebracht

Am 28. Juni wird in der Mongolei ein neues Parlament gewählt. ich möchte mich hier nicht zu der einen oder anderen poltischen Partei bekennen oder über den Ausgang spekulieren, ich möchte einfach meine Eindrücke schildern, die ein paar Tage mongolischer Wahlkampf hinterlassen. Man kann dem Geschehen auch nicht entgehen, denn der Wahlkampf wird omnipräsent, aufdringlich, und extrem verschwenderisch geführt. Wenn es sich in Deutschland die Spitzenkandidaten der Parteien leisten mit einem plakatierten Bus durch die Lande zu ziehen, hier hat jeder Parlamentskandidat und das sind immerhin um die 600 einen Bus oder Zumindest einen Kleinbus, der für ihn die Straßen auf- und abfährt. Jeder Kandidat hat einen eigene Wahlbroschüre in der er seine ganz persönlichen Versprechungen macht. Da wären wir auch schon bei den Inhalten, es geht da weniger um abgestimmte Parteiprogramme sondern um oftmals selbst ersonnene Versprechungen. Da verheißt der Kandidat A einer Partei, den Bau einer Metro bis 2015 und Kandidat B der gleichen Partei will eine Hochgeschwindigkeistbahn zwischen Uaanbaatar und Darchan bauen lassen. Abgesehen davon, dass beide Beispiele ins Reich der Märchen gehören, sieht man daran, wie eng man sich wohl mit der Parteiführung abgestimmt hat.
Das Fernsehgerät kann man in diesen Tagen komplett auslassen, denn die koreanischen Seifenopern werden nur noch von Wahlsendungen unterbrochen. Das Geschäft des Jahrzehntes für die Sender, denn jede Minute, ob simple Wahlwerbung oder gesponserte „Fachbeiträge“ der Kandidaten, alles wird bar bezahlt. Hier wären wir auch gleich beim Geld. Jeder Direktkandidat bezahlt, alles selbst, die Prospekte, den Bus, die Helfer, die Plakate, die Wächter, die die Plakate bewachen müssen, die Konkurrenz schläft ja nicht und natürlich die TV Sendungen.
Da kommen ganz locker mal fünfzig- bis einhunderttausend USD Dollar zusammen, für einen Hintlerbänkler, die großen gehen auf Nummersicher und legen so auch mal eine Viertelmillion hin. So richtig was kostenlassen hat sich der Bürgermeister der Hauptstadt die Sache, ein Hochglanzheft vom Feinsten stellt ihn als eine edlen Recken dar. Die Frage ist nur, warum gibt jemand eine halbe Million aus, um sich einen Job zu sichern, der dann 500 ! Euro im Monat einbringt. Ein Schelm wer Arges dabei denkt. Aber trotz eines so kläglichen Saläres, wird man in der Mongolei als Minister, die verdienen auch kaum mehr oder Hauptstadtbürgermeister innerhalb nur weniger Amtsjahre wie durch ein Wunder zu einem vermögenden Millionär.
Ja, Politik ist in Ulaanbaatar ein riesen Geschäft, aber alle vier Jahre wird der Wahlkampf zu einem noch größeren, bei dem holen sich Einige von dem etwas zurück, Druckereien, Wahlkampfhelfer, Fernsehjournalisten bis hin zu den Kleinkrimminellen, die nachts im Auftrag der Anderen die überdimensionalen Plakate wieder runterholen.

One Response to “Wahlkampf in der Mongolei”

  1. Admin sagt:

    Der Großteil der Bevölkerung in UB findet diesen Wahlkampf als nervige und sinnlose Geldverschwendung. Selbst in der letzten Ecke der jurtensiedlungen kommt alle halbe Stunde ein anderer Lautsprecherwagen vorbei an dem ein Transparent mit einem feisten Gesicht auf einem Maßanzug die Jurtenbewohner erinnert, wenn sie wählen sollen, bzw. wem sie es verdanken, dass sie immer noch keine Straße oder kein fließendes Wasser haben, denn ein nicht unwesentlicher Teil der Staatsgelder findet ja den Weg in die Taschen der in diesen tagen so leutseeligen Kandidaten.
    Was in der bevölkerung auch garnicht gut ankommt sind die Trupps von Jugendlichen, die man in Partei Shirts gesteckt hat, und die mit Lobgesängen auf die Partei ein paar Tugrig verdienen oder als lebende Buchstabenkette am Straßenrand stundenlang den Namen des Kandidaten bilden müssen. Viele haben mir schon gesagt, dass man gerade die deshalb nicht wählen sollte. Die „Demokraten“ und die „Sozialdemokraten“ sind dabei immer wieder die absoluten Anheizer, bei denen die Wahlkampfmillionen deutlich sichtbar am lockersten sitzen. Bei denen geht es auch um das Eingemachte, die haben in den letzten Regierungsjahren soviel Geld beiseite geschafft, verliert einer von denen jetzt den Schutz der Regierungsgewalt, wird er vermutlich von den Anderen mit der Korruptionskeule geschlachtet, bis er am Boden ist.

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