Der Mongoleibesuch der Kanzlerin in den Medien

 flaggen-510.jpg

Der Besuch der Bundeskanzlerin in der Mongolei ist nun Geschichte. Inwieweit sich dadurch die mongolisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen verbessern werden bleibt abzuwarten, zumindest waren ja in der Delegation auch einige Schwergewichte der deutschen Wirtschaft vertreten deren bloße Anwesenheit Symbolkraft entfalten kann.

Der wesentlichere Punkt des Besuches, die mediale Aufmerksamkeit und damit verbundene Werbung für die Mongolei als Standort, dürfte außerhalb der Bergbaubranche eher als ein Flop gewertet werden. Es gab vier oder fünf Standardtexte, die mehr oder weniger abgewandelt von allen möglichen Medien wiedergekaut wurden. Man hatte auch den Eindruck, dass die Texte zum Teil schon vor dem Besuch geschrieben worden sind und dann nur noch nach Protokollablauf aus der Schublade gezogen wurden. Viel recherchiert und vor allem vor Ort geprüft wurde auf alle Fälle kaum, eher wurden Klischees zitiert und zufällige Internetrecherche betrieben. Was dann raus kam waren solche Schlagworte und Überschriften wie Steppenstaat, Minilandebahn, bittere Armut, Todesstrafe, kalter Wind, Einhundert- Familien-Herrschaft, alte Männerparlament und leere Straßen. Das sind ja dann auch die Stichworte zum Thema Mongolei, die beim Leser ohne Hintergrundinformationen hängen bleiben werden.

Nehmen wir mal das Beispiel „Steppenstaat“, was immer auch das für eine Staatsform sein soll, es ist einfach der Ausdruck von totaler Respektlosigkeit. Sollte man dann Deutschland als einen Wald- und Wiesenland bezeichnen. Davon abgesehen verfügt die Mongolei auch über große Waldflächen und Wüste findet man dort genauso viel wie Steppe.

Die Sache mit der vermeintlichen „Minilandebahn“, auf der der neue Airbus A 340 der Kanzlerin angeblich nicht landen kann, ist genauso ein Ding. Erstens kann auf der Landebahn jedes Flugzeug landen, wenn es überhaupt Probleme gibt, dann beim Start und zweitens hat die Landebahn mit 3100 Metern absolutes Normalmaß, in Dresden oder Düsseldorf wäre man froh, hätte man diese Länge zur Verfügung.

„Bittere Armut“ in der Mongolei glaubt auf Anhieb jeder der es liest, aber das gerade im Vergleich zum vorher besuchten Vietnam als Unterschied zu zitieren ist geradezu abstrus. Das Bruttoinlandsprodukt in der Mongolei ist mit derzeit rund 2000 USD pro Kopf nominal deutlich höher als in Vietnam wo man es auf etwa 1300 USD bringt. Auch nach Kaufkraftparität gemessen ist es immer noch höher.  Der Motorisierungsgrad, also die Ausstattung mit privaten PKW, ist beispielsweise mit 80 PKW auf 1000 Einwohner in der Mongolei siebenmal so hoch wie in Vietnam, gut bei Mofas sähe es anders aus aber die zählen nun mal nicht als Index für den Lebensstandard.  Die Unterschiede im Wirtschaftswachstum, 15 Prozent in der Mongolei und 5 Prozent in Vietnam, mal ganz Außeracht gelassen .

Die „Todesstrafe“ klingt auch recht gefährlich, wird aber seit Jahren nicht mehr vollstreckt und nahezu jedes außereuropäische Land kennt die Todesstrafe, na ja abgehakt unter dem Thema die Kanzlerin brauchte ja einen Grund zum Großziel Weltverbesserung für ihre Dienstfahrt.

„Kalter Wind“ weht in Ulaanbaatar, da braucht man nichts dazu zu sagen, kalt ist es nun mal im Oktober in der Mongolei. Die „Einhundert Familien-Herrschaft“ klingt natürlich auch erstmal logisch, für den Leser. Man kann schon froh sein, dass man anstatt Familie nicht noch Nomadenclan geschrieben hat, denn das erwartet ja der Empfänger solcher Nachrichten. Da hockt eine handvoll Clanchefs, die alles unter sich ausmachen und wer nicht mitspielt spürt die Blutrache, Dschingis Khan Kultur eben. Was spielt es da für eine Rolle, dass größere Familienbünde in der mongolischen Kultur überhaupt keine Tradition haben.

Das „alte Männerparlament“ dürfte im Übrigen deutlich jünger sein als der deutsche Bundestag und zu den „leeren Straßen“ kann man nur sagen, wer in Ulaanbaatar um 7 Uhr in der früh unterwegs ist, wird nie im Stau stehen, weil das umgerechnet auf deutsche Tageszeit wohl so um 4 Uhr in der früh wäre, und wenn es in der Stadt nicht täglich spätestens am Nachmittag die berüchtigten Horrorstaus gäbe wäre es ja eigentlich wirklich schöner aber leider ist dem nicht so. 

Also aus der Sicht finde ich den Besuch nicht so nützlich wie erhofft, die breite Menge der Bevölkerung in Deutschland weis jetzt, so zusagen von der Kanzlerin bestätigt, was sie schon immer ahnte, die Mongolei ist ein schwer erreichbarer, kalter und bitter armer Steppenstaat am Rande der Welt der von einer handvoll alter Männer beherrscht wird die jetzt das Land an ausländische Firmen verkaufen wollen.  

Eine der wenigen Ausnahmen war ein Beitrag der sächsischen Freien Presse. Die hatte eigenes Material auf einer Halbseite zusammengestellt, in dem Zusammenhang sogar auf die traditionellen Beziehungen zur DDR und die 25 000 Studenten, die in der DDR absolviert hatten, verwiesen.  Anderswo tauchten die kaum auf oder man hatte die Studenten mal gleich in die Nachwendezeit versetzt. In den meisten Beiträgen ist die Kanzlerin auch angeblich die erste deutsche Regierungschefin, die jemals in der Mongolei war. Erich Honecker weilte aber mehr als einmal in Ulaanbaatar und sogar in der Umgebung.  Auch wenn er ein Kommunist war, er war ein deutscher Regierungschef oder ?   

 

                     

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.