Kohle machen mit der Kohle

Wenn man mal ganz realistisch betrachtet, womit man so in der Mongolei am schnellsten Geld verdient, dann kommt man nicht auf das Gold, nicht auf Kupfer, auch nicht auf Cashmere oder gar Tourismus, nein es ist die hierzulande totgesagte Kohle. Die Kupfermine Oyu Tolgoi läuft zwar, aber die prognostizierten riesigen Auswirkungen auf Wirtschaft und Steuern bleiben weit zurück, es wird zwar fast jeden Tag eine neue Goldmine aufgenmacht, aber es sind immer nur eine handvoll Leute die da mitmischen und Steuern bei Gold? Das sickert eher so irgendwo durch. Ohne jahrzehntelange Verhandlungen, so kaum bemerkt von der Öffentlichkeit ist aber Tawan Tolgoi, das wohl größte Kohlevorkommen auf dieser Erde in Betrieb gegangen. Hätte man nicht in den Nachrichten vom größsten Stau der Welt gehört, 180 Kilometer LKW Schlange in der Gobi, hätte man wohl kaum eine Vorstellung davon, was da täglich an Kohle aus der Mongolei nach China unterwegs ist. Kohle ist nach wie vor der Energieträger für die Stromerzeugung aber auch in anderen Bereichen der Schlüsselindustrie unabdingbar. China, zweifellos die Fabrik der Erde braucht viel Kohle und die liegt in der Mongolei knapp unter der Grasnarbe, in bester Qualität und es müssen keine Siedlungen, Wälder oder Straßen weichen, man schiebt nur den Schotter der Wüste beiseite. Schaut man sich den Preis aller in der Mongolei verfügbaren Bodenschätze an, so ist auch derzeit die Tendenz bei der Kohle am steilsten nach oben. Bei 72 USD pro Tonne liegt der Preis jetzt im September und damit noch deutlich über dem 5 Jahreshoch. Der Anteil der Lohnkosten ist auch bei der Kohleförderung deutlich höher als bei Gold, Kupfer oder neuerdings Öl. Das heißt, es sind mittelbar und unmittelbar relativ viele Leute beteiligt und das Geld, was damit verdient wird findet sich relativ schnell im Kreislauf von Ausgeben und Einnehmen. So richtig gut könnte das Geschäft für den Staat werden, nämlich wenn er endlich die für Oyu Tolgoi schon lange zugesagten Kohlekraftwerke in der Südgobi bauen würde und dann den Strom verkaufen würde, aber auch bei der Kohle, die jetzt über die Grenze geht, verdient der Staat ganz gut, einen Kohle LKW kann man kaum am Zoll vorbei außer Landes schaffen. Im Gegensatz zu Kupfer oder Gold kennt man aber auch kaum die Kohlebosse, sie wirken eher unerkannt stehen lange nicht so im Fokus wie die Leute von Oyu Tolgoi. Kohle ist für den Mongolen eben sowas wie Feuerholz, viele brauchen es selber, es eben so da und man muss es einsammeln. Kürzlich fand in UB eine interntionale Kohlekonferenz statt, man ist also auch ganz intensiv daran, die Situation für alle Beteiligten weiter zu verbessern. Bis vor kurzem sah es zumindest für den Laien so aus, dass die Kohle in der Mongolei außer Mode kommen würde. Die Regierung wollte den internationalen Meanstream bedienen und sprach nur noch von Wind und Solarenergie, die ja bekanntlich auch in der Mongolei nachts nicht vorhanden sind und das bei einem fast Inselnetz, bei dem schon geringste Angbotsschwankungen zu Totalchaos führen können, die Stadtrandbewohner von UB sollten mit Holz statt Kohle heizen, wobei bekanntlich vielmehr Feinstaub als bei Kohle in den Himmel von Ulaanbaatar geblasen worden wäre und die internationalen Geldgeber wollten aus allen Kohleprojekten aussteigen, weil die ja so unzeitgemäß sind. Nun ist aber alles anders geworden, der Staat ruft nach Kohle für seine Kraftwerke, die an den Leistungsgrenzen fahren müssen, die Leute wollen ihre Häuser im Winter schnell warm bekommen und die Chinesen ziehen alles ab, was verfügbar ist und man kann es vielerortens sehen, der Rubel rollt wieder, es wird nach Jahren der Beschränkung wieder Geld ausgegeben.

auf dem Parkplatz vor der internationalen Kohlekonferenz in UB

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