Überteuerte Wohnanlagen haben Hochkonjunktur
Ulaanbaatar hat ein sich schnell entwickelndes Luxusproblem. Die doch erstaunlich breite Oberschicht gönnt sich Einiges. Zunächst waren da die nicht wenigen nagelneuen Geländewagen und SUV im Straßenbild. Am meisten fallen da natürlich die bald tausend Hummer Jeep der Stadt auf, aber die Mehrzahl Lexus mit Top Ausstattung sind oft teurer als die amerikanischen Monster Gefährte. Sinnvoll ist natürlich keines der Geländefahrzeuge, egal ob Hummer, Lexus, Cayenne oder Touareg denn 95 Prozent aller Kilometer legen die Besitzer im Stau der Großstadt zurück. Nach den Autos kamen die Eigentumswohnungen mit völlig überzogenen Grundrissen und heute sind es die Häuser in Luxuswohnlagen. Dazwischen gibt es natürlich noch all die Dinge, für die man eine Menge Geld ausgeben kann, man aber mehr oder weniger nur einen Namen dafür bekommt. Schuhe für 500 Dollar, Uhren für ein paar Tausend oder ein Porzellangedeck für ein deutsches Monatsgehalt.
Eines haben alle diese Produkte gemeinsam, keines davon wird in der Mongolei hergestellt und das Geld dafür fließt auf immer und ewig außer Landes. Zudem tragen diese Dinge dazu bei, dass sich die Oberschicht unglaublich weit von dem Rest der Bevölkerung entfernt.
1990 zur Wende gab es in dem Lande mit Sicherheit so gut wie keinen Mongolen, der mehr als zehntausend Dollar sein eigen nennen konnte, heute haben manche ihr Vermögen auf zehn, zwanzig oder gar einhundert Millionen Dollar vermehrt. Das geschah und geschieht, zumindest bei den ganz großen Vermögen, natürlich oft auf recht eigentümliche Art und Weise, durch Korruption, Betrügereien oder im günstigsten Fall durch rücksichtslose Geschäftspraktiken. Sei es wie es sei, dass Geld ist nun mal da und hier zeigt sich, dass recht schnell und auch oft ziemlich simpel verdientes Geld auch genauso schnell und für simplen Kram wieder rausgeworfen wird.
Da mag das Luxus Auto ja noch einen gewissen Gegenwert darstellen, ein völlig überteuertes und schlampig zusammen geschustertes Haus in einer Wohnanlage hat den schon nicht mehr. Vierhunderttausend Dollar für 130 Quadratmeter Wohnfläche klingen zwar als unter Umständen noch vermittelbar, wenn da aber alle handwerklichen und bautechnischen Regeln des Wärmeschutzes ignoriert werden und der Eigentümer dann 700 Dollar im Monat für Strom hinlegen muss, damit die elektrische Fußbodenheizung die Hütte warm bekommt und die Abwasserrohre in der Garage nicht Wegfrieren, dann ist das einfach Geldverbrennung. Dazu kommen natürlich noch die rund 200 Dollar monatlich für den Wachdienst, das Mähen des kärglichen mongolischen Rasens in der Anlage und die Nutzung des Kunstrasenbolzplatzes.
Das Luxusproblem, oder das Problem mit den Luxusbürgern der Stadt geht bis in die letzten Bereiche. So hat man im Skigebiet wohl festgestellt, dass nach anfänglichem Interesse die Gutbetuchten im Ressort immer rarer wurden, der Grund, man musste die sich die Umkleidegelegenheit mit den Normalbürgern teilen, den Cappuccino oder das Bier gegebenenfalls in Nachbarschaft mit Viehzüchtern genießen, die auch mal zum Schauen da waren. Heute hat man das Problem geklärt, es gibt ein VIP Haus, mit Ledersesseln, Dusche, Bedienung und völlig frei von Normalverdienern. Abgesehen davon, dass dort die gähnende Langeweile angesagt ist, stellt die VIP Betreuung vermutlich nicht mal einen betriebswirtschaftlichen Nutzen sicher, man denkt aber, dass man das dieser Klientel schuldig ist.
Ähnlich wie im neuen Naran-Einkaufszentrum auf der Seoul Straße, Devise der Betreiber, kein Platz für No-Name oder gar China Ware, Branding als Schlagwort. Jedes Stück ein Markenprodukt und so liegen dort die Dinge, die eigentlich keiner wirklich braucht, zumindest nicht für den Preis, bunte Bettbezüge für 600 Dollar oder Weine für hundert. Natürlich alles Importwaren und die Oberschicht der Stadt sorgt mit Fleiß dafür, dass möglichst viel des Geldes in weit entfernte Länder transferiert wird, es bei vielen anderen in der Mongolei aber immer recht knapp bleibt.