Die Mongolei als Reiseland klingt für Viele in erster Linie nach Exotik und fremder Kultur, demzufolge sind die Ansprüche der Reisenden im Allgemeinen danach ausgerichtet, möglichst viel von dem Land zu sehen und auch hierzulande bekannte Ziele aufzusuchen, die Gobi, den Khuvsgul See, Kharkhorin oder das Kloster Amayarbayasgalant zum Beispiel. Solche Orte kennt man mittlerweile durch Berichte im Internet, TV Sendungen oder die eine oder andere Veröffentlichung in Zeitschriften.
Da die Liste der bekannten und sogenannten Pictures Places länger wird, werden die Routen der gebuchten Reisen immer länger und die Touren aufwendiger. Man kann aber auch wieder einen kleinen Schritt zurückgehen, die Liste etwas kürzen und dafür länger an manchen Orten Verweilen. Eine Möglichkeit damit tiefer in die Landschaften einzutauchen ist das Wandern. Auf den ersten Blick vielleicht nicht das, was sich bei dem Gedanken an Mongolei aufdrängt, aber auf den zweiten durchaus eine Option. Trotz Steppenklischee und Bildern von der Wüste, die Mongolei hat ein Menge von top Wanderziele. Die zahlreichen Hochgebirge sind ideale Wanderrefugien aber auch die zentrale Steppe zwischen Ulaanbaatar und dem Changai ist durchzogen von namenlosen Mittelgebirgen die tolle Blicke, kleine Entdeckungen und unverbaute Landschaft bereit halten. Es gibt aber auch absolut spektakuläre Orte, wie den Khar Nuur, wo Sanddünenfelder vom blauen Wasser des Sees bis weit auf die Bergrücken der 3000 er reichen und selbst kleine Nadelwaldinseln anzutreffen sind. Die Acht Seen im südlichen Changai, in dem hochalpine Gipfel und dicht bewaldetes Mittelgebirge in einander fließen oder das Khaan Khuchi Gebirge am Khyrgas Nuur, in dem mitten in der Wüstensteppe Edelweißwiesen und Lärchenwälder ein Mittelgebirge mit Bächen hingemalt haben. Dazu kommen natürlich noch die großen Alpinerlebnisse, die Pyramide des Otgon Tenger mit seiner Schneekappe, die Schluchten im Gobi Altai oder die vergletscherte Turgenkette im nördlichen Altai. Zu guter Letzt es gibt auch noch die einsamen und dichtbewaldeten Taigalandschaften in denen das Wandern echt zum Abenteuer wird, wie der Khentij am Asralt Chairchan oder der Ulaan Tagia an der Grenze zu Tuwa.
Es existieren eigentlich unzählige Möglichkeiten in der Mongolei interessante Wanderungen zu unternehmen, die allesamt mit einer Weite und Panoramen entschädigen, die hierzulande kaum zu erleben sind. Wer sich diese Möglichkeiten des aktiv seins nicht entgehen lassen möchte, der muss aber auf ein paar Pictures Places verzichten und den einen oder anderen Stopp auf seiner Rundreise einlegen. Man kann natürlich auch eine Reise so planen, dass man ein bestimmtes Wandergebiet auswählt und dann dort gleich mehrere Tage einplant. Problem ist dabei nur, wenn man für sich ein Fahrzeug mit Fahrer gebucht hat, dann zahlt man eben auch diese Zeit, ohne Fahrzeug ist es aber nicht so einfach in die meisten Wandergebiete zu gelangen. Es gibt Busverbindungen in Bezirksstädte, von wo man auch starten könnte, Tsetserleg oder Bulgan sind da zum Beiespiel möglich, bis Erdenet könnte man sogar mit der Bahn fahren. Nach Ulijastai oder Ulaangom kann man fliegen und von Kharkhorin, wohin man recht einfach gelangt, kann man auch loswandern, viele Ziele erreicht man aber eben doch nur mit einem geeigneten Fahrzeug. Eine Ausnahme, die sich aber wirklich lohnt, bildet der Khentij nördlich Ulaanbaatar. Landet man mit dem Flieger in der Hauptstadt, also dort wo mehr oder weniger alle ankommen, hat man nur noch ein paar Kilometer mit dem Taxi zu bewältigen und die Urnatur beginnt. Zunächst sind die Täler nördlich von Ulaanbaatar noch besiedelt, die Bergkämme aber hat man schon für sich allein. Hier mischt sich auch noch Steppe auf den Südhängen mit Wald an den geschützten Nordflanken der Berge. Zwanzig Kilometer nördlich der eigentlichen Stadt, ist aber auch damit Schluss, Wald, Flüsse und strauchbedeckte Täler ermöglichen es eigentlich nur noch dem Wanderer oder Reiter weiter vorzudringen. So gesehen bildet dieses Wandergebiet, kaum mehr als die 8 Flugstunden von Berlin entfernt, gar kein so exotisches Ziel. Wer keine Angst vor Wäldern abseits der Zivilisation hat, kann hier ohne große weitere Organisation locker zwei Wochen Wanderurlaub absolvieren und das de facto zum Preis der Fluges, denn Geld ausgebeben kann man im Gebirge praktisch sowieso nicht. Das Zelt als Ausrüstung in die Lebensmittel am letzten Supermarkt vor der Stadtgrenze gekauft, stehen einem tausende Quadratkilometer Wanderrefugium offen. Bisher nutzen nur wenige dieses Angebot der Natur, aber sicher auch deshalb, weil der Khentij hierzulande kaum behandelt wird. Um das Wandern in der Mongolei allgemein und nicht nur im Khentij, etwas bekannte zu machen, wäre noch ein Hinweis auf den Wanderführer Mongolei vom Panico Verlag gestattet. Zwar ist das Erscheinungsdatum schon etwas älter, aber für den Wanderer hat sich seitdem wenig geändert. Also, wer gern wandert und sich sowieso für die Mongolei interessiert, sollte vielleicht bei der Reiseplanung dem Aspekt ein bischen mehr Aufmerksamkeit schenken. Die Landschaften dort sind oft zu Schade um sie nur mit dem Geländewagen zu durchqueren und wer eigentlich nur ein richtig abenteuerliches Wanderziel sucht, der kann schon im Khentij auf seine Kosten kommen.