Archive for the ‘Wirtschaft’ Category

Zwischen Zach und Luxus Mall – Einkaufen in UB

Freitag, Oktober 12th, 2018

Wie sich diese Stadt in den letzten Jahren oder sogar Jahrzehnten verändert hat, kann man am Beispiel des Handels gut sehen, sozusagen Wandel im Handel. Bis zur politischen Wende 1990 spielte sich der legale Einkauf in großen staatlichen SB Kaufhallen ab, in denen die Regale zwar lang, aber auch relativ leer waren. Dann kam die Wende und mit ihr die Stunde der Kioske und Container. Ganze Containermärkte entstanden, wo man meist eine Art Trennung in „Fachbereiche“ und relativ schnell auch eine größere Auswahl finden konnte. Der Kiosk an der Straße war eher so die Bude für alles. In vielen ehemaligen Kaufhallen bildeten sich relativ bald private Stände, die schon auch ein bischen Luxus anboten. Die ersten, sagen wir mal Einzelhandelsgeschäfte, entstanden folgerichtig in Erdgeschoßwohnungen auf der Friedensstraße. Mit denen kamen dann auch andere Waren als Lebensmittel in Größenordnungen auf den Markt, die gab es vorher praktisch nur im Ich Delguur, dem großen staatlichen Warenhaus. Was auf der Friedenstraße ganz gut lief, so dachten manche Kleinstunternehmer, kann in den Wohngebieten auch klappen. Läden in Kellern oder im Wohnzimmer waren das Resultat. Heute sieht man davon nichts mehr. Die Läden auf der Friedensstraße gibt es immer noch, teilweise durch Vorbauten erweitert und etwas aufgepeppt. Wirklich große Konkurrenz bekamen viele Händler der ersten Stunde mit der Eröffnung des neuen Zachs, des offiziellen Schwarzmarktes sozusagen. Der Naarantuul Markt bot ein relativ sortiertes, kaum überschaubares Angebot und das zu günstigeren Preisen als die Geschäfte der Innenstadt. Ein Dach gegen Regen war auch da und so war es zumindest zum Anfang ganz akzeptabel dort Einzukaufen. Die Containermärkte verschwanden damit als erste wieder von der Bildfläche, denen folgte irgendwann mal auch der größte Teil der Kioske. Der Zach, die Läden in der Innenstadt, das Ich Delguur und die ersten kleinen Supermärkte, eher Minimärkte, hatten das Geschäft unter sich aufgeteilt. Letztere bildeten auch erste Ketten mit Filialen und gleichem Sortiment zu gleichen Preisen. Die Stunde der großen Supermärkte schlug aber auch bald, mit den ersten Nomin Filialen. Fast zeitgleich kamen auch erste Warenhäuser, die dem Ich Delguur Paroli bieten wollten. Mit Rolltreppen, Fahrstuhl und ein wenig Ambiente zog die Moderne in den Handel von UB ein. Die Max Mall war dann wohl das erste Einkaufszentrum, das man so nennen kann. Bei den Supermärkten entstanden mit Orgil und Sansar echte Marktführer, die heute mit jedem deutschen Supermarkt mithalten können, von den kleinen aus der Anfangszeit sieht man fast gar nichts mehr. Bei den kleinen Läden und Boutiquen in der Innenstadt gehen die Veränderungen sichtbar am langsamsten. Viele sehen noch so aus wie vor 20 Jahren, einige machen ein wenig auf schäbige Eleganz, nur selten wird mal was wirklich modernisiert. Ganz anders bei den Shopping Malls, jedes Jahr kommt mindestens eine neue hinzu. Man will sich da förmlich übertreffen und schreckt auch nicht vor einer Ganzjahres-Eisbahn zurück, wie in der Hunnu Mall. Einige, wie die Shangri La oder Central Tower, koppeln sich aber selbst von einem großen Teil der Kunden ab, indem sie nur Luxusartikel im Programm haben. Einkaufsvergnügen für Oberschichtler, wo selbst die meisten Touristen überfordert sind. Aber da zeigt sich eben das typische der mongolischen Moderne, man geht wenn man sehr aufs Geld schauen muss, seine Kleidung oder den Fernseher unter den staubigen Dächern des Zachs kaufen oder man flaniert durch die Markenläden einer Mall und setzt sich zwischendurch zum Cappuccino ins Cafe. Die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahre wird wohl darüber entscheiden, ob es den Zach in ein paar Jahren noch geben wird. Im Moment sieht eher wieder mal so aus, dass man dieses Kapitel des mongolischen Handels bald hinter sich lässt.

Luxus Mall Shangri La

Das Luxusproblem von Ulaanbaatar

Mittwoch, Februar 29th, 2012

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Überteuerte Wohnanlagen haben Hochkonjunktur

Ulaanbaatar hat ein sich schnell entwickelndes Luxusproblem. Die doch erstaunlich breite Oberschicht gönnt sich Einiges. Zunächst waren da die nicht wenigen nagelneuen Geländewagen und SUV im Straßenbild. Am meisten fallen da natürlich die bald tausend Hummer Jeep der Stadt auf, aber die Mehrzahl Lexus mit Top Ausstattung sind oft teurer als die amerikanischen Monster Gefährte. Sinnvoll ist natürlich keines der Geländefahrzeuge, egal ob Hummer, Lexus, Cayenne oder Touareg denn 95 Prozent aller Kilometer legen die Besitzer im Stau der Großstadt zurück. Nach den Autos kamen die Eigentumswohnungen mit völlig überzogenen Grundrissen und heute sind es die Häuser in Luxuswohnlagen. Dazwischen gibt es natürlich noch all die Dinge, für die man eine Menge Geld ausgeben kann, man aber mehr oder weniger nur einen Namen dafür bekommt. Schuhe für 500 Dollar, Uhren für ein paar Tausend oder ein Porzellangedeck für ein deutsches Monatsgehalt.

Eines haben alle diese Produkte gemeinsam, keines davon wird in der Mongolei hergestellt und das Geld dafür fließt auf immer und ewig außer Landes. Zudem tragen diese Dinge dazu bei, dass sich die Oberschicht unglaublich weit von dem Rest der Bevölkerung entfernt.

1990 zur Wende gab es in dem Lande mit Sicherheit so gut wie keinen Mongolen, der mehr als zehntausend Dollar sein eigen nennen konnte, heute haben manche ihr Vermögen auf zehn, zwanzig oder gar einhundert Millionen Dollar vermehrt. Das geschah und geschieht, zumindest bei den ganz großen Vermögen, natürlich oft auf recht eigentümliche Art und Weise, durch Korruption, Betrügereien oder im günstigsten Fall durch rücksichtslose Geschäftspraktiken. Sei es wie es sei, dass Geld ist nun mal da und hier zeigt sich, dass recht schnell und auch oft ziemlich simpel verdientes Geld auch genauso schnell und für simplen Kram wieder rausgeworfen wird.

Da mag das Luxus Auto ja noch einen gewissen Gegenwert darstellen, ein völlig überteuertes und schlampig zusammen geschustertes Haus in einer Wohnanlage hat den schon nicht mehr. Vierhunderttausend Dollar für 130 Quadratmeter Wohnfläche klingen zwar als unter Umständen noch vermittelbar, wenn da aber alle handwerklichen und bautechnischen Regeln des Wärmeschutzes ignoriert werden und der Eigentümer dann 700 Dollar im Monat für Strom hinlegen muss, damit die elektrische Fußbodenheizung die Hütte warm bekommt und die Abwasserrohre in der Garage nicht Wegfrieren, dann ist das einfach Geldverbrennung. Dazu kommen natürlich noch die rund 200 Dollar monatlich für den Wachdienst, das Mähen des kärglichen mongolischen Rasens in der Anlage und die Nutzung des Kunstrasenbolzplatzes.     

Das Luxusproblem, oder das Problem mit den Luxusbürgern der Stadt geht bis in die letzten Bereiche. So hat man im Skigebiet wohl festgestellt, dass nach anfänglichem Interesse die Gutbetuchten im Ressort immer rarer wurden, der Grund, man musste die sich die Umkleidegelegenheit mit den Normalbürgern teilen, den Cappuccino oder das Bier gegebenenfalls in Nachbarschaft mit Viehzüchtern genießen, die auch mal zum Schauen da waren. Heute hat man das Problem geklärt, es gibt ein VIP Haus, mit Ledersesseln, Dusche, Bedienung und völlig frei von Normalverdienern. Abgesehen davon, dass dort die gähnende Langeweile angesagt ist, stellt die VIP Betreuung vermutlich nicht mal einen betriebswirtschaftlichen Nutzen sicher, man denkt aber, dass man das dieser Klientel schuldig ist.

Ähnlich wie im neuen Naran-Einkaufszentrum auf der Seoul Straße, Devise der Betreiber, kein Platz für No-Name oder gar China Ware, Branding als Schlagwort. Jedes Stück ein Markenprodukt und so liegen dort die Dinge, die eigentlich keiner wirklich braucht, zumindest nicht für den Preis, bunte Bettbezüge für 600 Dollar oder Weine für hundert. Natürlich alles Importwaren und die Oberschicht der Stadt sorgt mit Fleiß dafür, dass möglichst viel des Geldes in weit entfernte Länder transferiert wird, es bei vielen anderen in der Mongolei aber immer recht knapp bleibt.               

         

Die kleine MIAT Expansion

Freitag, Oktober 21st, 2011

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                                  neues Corporate Design der MIAT 

Eine weitere gute Nachricht von der mongolischen Luftfahrtbranche, die MIAT hat vor ein paar Tagen ihre zweite B 767-300 erhalten.

Es war eigentlich auch bitter nötig, denn mit nur einem Langstreckenflieger war das Risiko hoch, auf der Ulaanbaatar-Berlin Strecke völlig in der Luft zu hängen, wenn der eine Flieger den es bisher dafür gab mal am Boden bleiben muss. Man hat dann auch gleich seine Pläne mit dem neuen Flieger bekanntgegeben. Neue Ziele in Asien, wobei nicht ganz klar ist, wie mit nur einem Flugzeug mehr auf einmal eine ganze Reihe neuer Airports in Reichweite gelangen soll. Es klang insgesamt alles ein wenig nach typisch mongolischen Optimismus, denn zum Einen muss man bei neuen Verbindungen auch Infrastruktur vor Ort installieren und man muss die Flieger möglichst voll kriegen. Es weis auch jeder, dass solche dünnen Linien, die mit 2 Flügen pro Woche hinkommen müssen selten effizient sind. Fraglich ist auch, wie man beispielsweise Flieger nach Hanoi voll bekommen möchte. Vietnamesen haben vermutlich weder Lust noch das Geld in die Mongolei in Urlaub fliegen zu wollen und Geschäftsleute aus Vietnam sind eher was Exotisches. Was der Mongole in Hanoi sucht erschließt sich mir auch nicht so richtig. Besser klingt da schon die Shanghai Verbindung. In der Stadt leben eine Unmasse westeuropäischer Geschäftsleute oft auch mit ihren Familien, die alle gerne Sommerurlaub machen und die Mongolei ist für gutverdienende Westeuropäer schon lange ein Ziel, warum sollte das in Shanghai anders sein, ich kenne auch genügend Beispiele dafür. Selbst im Winter könnte das was werden, wenn die Leute dort in der trüben und doch recht kühlen Stadt sitzen hätten sie sicher lieber ein paar richtige sonnige Wintertage mit Schnee und Pistenspaß, da bietet es sich schon an, mal in drei Stunden bis Ulaanbaatar zu fliegen und ein klein wenig Österreich Feeling im Skyresort am Bogd Uul zu tanken.Die chinesischen Skigebiete liegen auch kaum näher und in Ulaanbaatar wirkt das alles schon viel vertrauter und europäischer als auf den ziemlich spaßarmen Anlagen nördlich von Peking mit den vielen chinesischen Pistenameisen und ihrem recht chaotischen Gezappel auf den viel zu großen Brettern .

Um wieder auf die neuen Flugverbindungen zu kommen, es wäre sicherlich besser sich mehr auf den Ausbau der bestehenden zu konzentrieren, ich meine da insbesondere auch Berlin und Hongkong. Hongkong scheint sich ja richtig gut zu entwickeln, zumal es ja auch ein absolut sinnvolles Drehkreuz für Flüge auf die Südhalbkugel ist.

Berlin wäre natürlich ein ganz heißer Renner, wenn man mit dem nagelneuen Großflughafen und den unendlichen innereuropäischen Anschlussmöglichkeiten auf ein 5 oder gar 6 Tage Angebot gehen würde, aber halt, was liest man da wieder, die wollen schon wieder nach Frankfurt?  Das Experiment, dass vor Jahren schon mal wegen hoher Kosten und geringer Passagierzahlen eingestellt wurde und das im vergangen Jahr wieder diskutiert und dazu geführt hatte, dass die Flugpläne im März immer noch nicht standen, dieser Unfug wird schon wieder aufgewärmt?  Man kann es kaum glauben, die MIAT hat zwanzig Jahre lang teilweise als einzige Fernstrecke Berlin angeflogen und jetzt, wo der modernste Flughafen Europas eröffnet wird, wo bereits über zehn interkontinentale Fernziele von der deutschen Hauptstadt angeflogen werden, jetzt wird schon wieder darüber geredet nach Hessen umzusiedeln. Frankfurt hat gerade einen riesigen Dämpfer zum Nachtflugverbot erhalten, der günstige Europa Zubringer Easy Jet hat sich verabschiedet und für Economy Touristen bedeutet Frankfurt die Service- und Logistikwüste schlechthin, warum wird wieder diese Diskussion betrieben?

Für eine Fluggesellschaft wie die MIAT und deren potentielle Kunden ist doch völlig wurscht, ob da ein paar Interkontinentalflüge mehr oder weniger abgehen, was die MIAT braucht, sind billige Anbieter, die ein dichtes europäisches Netz bedienen, sie braucht zudem die Nähe zu den Stammfliegern, also Mongolen in Deutschland, Geschäftsleuten mit Kontakten in die Mongolei und die sitzen nun mal eher in Berlin und sie braucht mit ihren häufigen Wetter bedingten Verspätungen einen Flughafen, der da flexibel genug reagiert und keinen total überlasteten Airport für den die Exoten MIAT am Ende immer das fünfte Rad am Wagen ist.

BER hat oder wird das alles haben, freie Kapazitäten in jeder Beziehung, jahrelange Kontakte mit der MIAT und vor allem günstige Zubringer wie Easy Jet, Air Berlin und Germanwings  sind die idealen Mitspieler, wenn die MIAT die Kunden in England, Frankreich, Spanien oder Holland erreichen möchte. Was man im Übrigen nicht vergessen sollte, der Flug von Berlin ist rund eine Stunde kürzer als der von Frankfurt nun mag man bei der MIAT denken, was ist schon eine Stunde, aber große internationale Fluggesellschaften sehen das etwas anders. Wenn man auch mal ein wenig Vision walten lässt, mit Berlin hätte die MIAT sogar die theoretische Chance auf ein kleines Drehkreuz für Ostasien Kunden aus Berlin, der Flug Berlin – Ulaanbaatar – Tokio oder Seoul wäre mit günstigem Anschluss um bis zu drei Stunden kürzer als der Umweg von Berlin über Frankfurt. Man hat so was ja schon mal knapp eingerichtet, als es zur Ankunft des Berlinfliegers in UB eine Stunde später weiter nach Tokio ging. Allerdings muss man solche Angebote auch bewerben und die Voraussetzungen für einen Transit in UB ganz klar regeln.               

                   

Boomendes Rohstoffland

Montag, Oktober 10th, 2011

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Dieser Container steht nun seit über 25  Jahren in Erdenet

Im  Zusammenhang mit dem Besuch der Bundeskanzlerin in der Mongolei kann man derzeit überall durch die Presselandschaft den Begriff vom boomenden Rohstoffland Mongolei lesen. Das ist natürlich auch richtig, die Mongolei verfügt über große Vorkommen an Kohle, Kupfererz, Gold, Flussspat, und Uran sowie den heute sehr gefragten Seltenen Erden. Was sonst noch so in den 1,5 Millionen qkm Boden versteckt ist, kann man nur ahnen.

In Größenordnungen wird derzeit hauptsächlich Gold abgebaut, legal, halblegal oder illegal wird allerorten gegraben und gewaschen, wie viel es pro Jahr wirklich ist kann man auch nicht so genau sagen, denn etliches wird unter der Hand verkauft. Mit geordnetem Bergbau hat das ganze nur noch selten etwas zu tun. Der findet derzeit hauptsächlich bei der Kupfererzgewinnung in Erdent statt, sozusagen ein Musterbetrieb aus Vorwendezeiten, denn hier wurde neben der Mine gewaltig in die Infrastruktur investiert und heute ist diese Stadtneugründung mit 100 000 Einwohnern die zweitgrößte der Mongolei. Das Vorkommen an hochwertigem Kupfererz neigt sich aber langsam dem Ende zu. Die Mongolei bleibt aber nach wie vor Kupferexporteur, denn das nächste Vorkommen, Oyu Tolgoi in der Südgobi, wird ab 2013 fördern. Hier sind mit Rio Tinto und Ivanhoe zwei internationale Firmen zugange, die zwar eine hochmoderne Förderung aufbauen, aber an einer weiteren Infrastruktur außerhalb der Mine wenige Interesse haben.

Bei der Kohle ist das so eine Sache, bisher haben mongolische Firmen für den eigenen Markt gefördert, also hauptsächlich die Kraftwerke im Land beliefert, das wird bald anders. Die enormen Vorräte liegen recht günstig und lassen einen Export nach China günstig erscheinen. Etliche internationale Firmen haben großes Interesse und mit den Gruben sind auch schon Kraftwerke geplant um gleich den Strom nach China exportieren zu können.

Nicht unterschätzen sollte man die Bedeutung der Uranvorräte, wenn auch in Deutschland  mittlerweile ein no go, weltweit ist die Uran Nachfrage enorm und die Mongolei hat sehr große Vorkommen. Hier sind wohl die Russen diejenigen, die am ehesten für einen Abbau in Frage kommen.

Die seltenen Erden sind derzeit zwar in aller Munde, aber der Abbau in der Mongolei ist noch wenigsten weit fortgeschritten.

Immer wieder gehofft wird natürlich auch auf das symbolträchtige Öl, es gibt zwar Vorkommen, aber die Größenordnungen sind wohl eher mäßig. Es wäre schon schön, wenn man sich mal selbst versorgen könnte.

Alle die genannten Bodenschätze und auch die großen Vorkommen dazu sind schon seit den 1980 er Jahren bekannt. Die große geologische Expedition des damaligen Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) hatte aufwendig erkundet und sehr gute Arbeit geleistet. Von der politischen Wende 1990 bis etwa 2000 ist aber nicht allzu viel im Bergbau der Mongolei passiert, danach wurden zunächst die Kanadier wach. Zumindest haben sie dort angesetzt, wo die geologischen Erkundungen des RGW aufgehört hatten und so nach und nach kamen immer mehr Interessierte aus aller Welt, allerdings nie aus Deutschland, obwohl die Deutschen mit den Daten der DDR Geologen über die besten Informationen in der westlichen Welt zu den Rohstoffvorkommen in der Mongolei verfügten.

Das Problem war hauptsächlich, dass sich keiner der Offiziellen vor Ort, also Botschaft, GTZ oder Stiftungen, für die Frage der Bodenschätze überhaupt interessierte. Noch weit über das Jahr 2000 hinaus, wurde von ihnen bei allen möglichen Anlässen und Reden die Wirtschaft der Mongolei auf die Viehzucht und den Tourismus reduziert und das wirtschaftliche Entwicklungspotenzial an sich eher mitleidig beurteilt.

Da setzte zum Beispiel auch die Arbeit der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) an. Hygieneaufklärung der Viehzüchter, Minikredite an Kleinsthandwerker, Managementpläne für Nationalparks in unbesiedelten Regionen usw., die Liste ließe sich weit fortsetzen.  Was die Entwicklungszusammenarbeit betraf, kann man im Grunde Dirk Niebel zitieren, es wurden Tanztherapeuten zur Trauerbewältigung geschickt. Seit ein paar Monaten hat sich das Bild völlig geändert, die Mongolei wird in deutschen Medien zum regelrechten Rohstoffgiganten aufgebaut, wobei man manchmal vergisst, Rohstoffe sind erst beim Käufer ihren Preis wert und bis zu dem sind in der Mongolei manchmal erst 1000 Kilometer unwegsames Gelände zu überwinden. Die deutsche Wirtschaft will sich Exklusivrechte über ein Rohstoffabkommen sichern und die deutsche Regierung mischt kräftig mit. Die Ereignisse überschlagen sich nun förmlich. Schlechthin gelten aber Deutsche in der Mongolei nicht als die Idealpartner für gemeinsame Projekte, zu ängstlich, zu bürokratisch und zu rechthaberisch keine allzu guten Voraussetzungen für die Mongolei, aber im Ausrüstungs- und Anlagensektor sind deutsche Produkte immer gefragt, sofern überhaupt mal jemand den Weg in die Mongolei findet und dort ein wenig Engagement zeigt.                

Mongolischer Aktienindex MSE Top 20

Donnerstag, September 29th, 2011

 MSE Top bei Bloomberg

 Quelle: www.bloomberg.com

Noch vor einem Jahr kannte kaum ein Mensch die Börse von Ulaanbaatar, weder vom Namen her, noch wusste man in welchem Gebäude der Hauptstadt das Institut ansässig war, selbst für Mongolen war das alles kein Thema.

Als die ersten Meldungen hierzulande zum MSE Top 20, dem mongolischen Leitindex auftauchten, waren es eher Nachrichten die man unter der Rubrik Kuriositäten veröffentlicht hatte, ein paar Monate später hat sich das Blatt entscheidend gewandelt.

Kaum eine Analyse zur weltweiten Aktienlage kommt heute ohne einen Hinweis auf den MSE Top 20 aus. Der Grund waren sagenhafte Kurssteigerungen zwischen Anfang Januar 2011 und Ende März des Jahres. 

Sagenhafte 120 Prozent betrug der Zugewinn in 60 Tagen, Weltrekord. Der Kurs war börsentechnisch im Senkrechttrend.

Mittlerweile ist das aber wieder Geschichte und der Aktienindex verhält sich wie die meisten anderen derzeit weltweit auch, er wandelt mit erklärbaren Ausschlägen um die 20 000 Punkte herum. Dem vorausgegangen war eine Absturz oder richtiger gesagt eine Kurskorrektur von April bis Juni auf 18 000 Punkte. Nimmt man mal den 12 Monate Trend, dann hat der Index von September 2010 auf September 2011 immer noch fast 70 Prozent gewonnen.

Sehr unterschiedliche sind auch die Trends der einzelnen Werte, manche bewegen sich tagelang nicht, während andere mal so aus dem Nichts einen riesigen Sprung machen. 

Man muss natürlich eingestehen, dass der Börsenhandel in Ulaanbaatar auf sehr niedrigem Niveau passiert, was dort am Tag gehandelt wird geht anderswo in Sekunden über das Parkett. Trotzdem ist es natürlich oder war besser gesagt, für Spekulanten ein unglaublich interessantes Terrain. Anders ist die Kurve zwischen  und nicht erklärbar. Dividenden spielen auch in Ulaanbaatar keine Rolle, hier geht es fast ausschließlich um Kursgewinne. Es gibt auch praktisch keine Fonds in Europa zu kaufen, die echte MSE Top Werte beinhalten, wer das ganze große und riskante Rad drehen wollte der musste schon wirklich in UB vor Ort dabei sein. Spekulanten hin und Spekulanten her, zumindest wissen jetzt viele Businessleute auch in Europa, dass in der Mongolei Marktwirtschaft herrscht und man dort Geld verdienen kann, auch nicht wenig im Gegensatz zu früher, wo viele noch glaubten, in der Mongolei würden hautsächlich in Kooperativen Schafe gezüchtet.

Heute nun kam wieder mal eine gute Nachricht, ein deutlicher Kursgewinn um 3,34 Prozent auf  20 100, endlich wieder über der magischen Grenze von 20 000. 

Wer sich für den mongolischen Aktienindex und dessen geradezu spektakulären Ausschläge interessiert, da heißt ja nicht, dass man mit Geld dabei sein muss, wer also einfach beobachten möchte wohin die Reise geht, für den ist der folgende Link genau richtig:   http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=MSETOP:IND

Bauboom(wahn) in Ulaanbaatar

Mittwoch, September 28th, 2011

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Enchtaiwan Gudamsch August 2011

Das Jahr 2011 in Ulaanbaatar kann man wohl als ein Jahr im regelechten Bauwahn titulieren. Bauwahn und nicht Bauboom vor allem deshalb, weil es insgesamt ziemlich undurchdacht erscheint. Flächendeckend beherrschen Baukräne das Stadtbild. Es werden an allen Stellen Gebäude errichtet, Wohnhochhäuser, Bürotürme, Einkaufszentren und ganze Luxuswohnanlagen im Reihenhausstil. Die Aktivitäten sind damit ziemlich einseitig festgelegt, denn während im Straßenbau noch kleinere Projekte laufen, passiert nichts beim Ausbau der Versorgungsnetze der Abwasserentsorgung oder beim öffentlichen Nahverkehr, sozusagen den Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge. Es ist eigentlich kaum vorstellbar, dass die alten Heizkraftwerke in zwei, drei Jahren noch in der Lage sein werden, den um zehntausende Kubikmeter gebauten Raumes erweiterten Bestand an Wohnungen und Büros im Winter noch ausreichend mit Wärme versorgen zu können. Das das Trinkwasser abgesichert ist, ist auch eher eine Hoffnung der Planer als Gewissheit.
Kaum zum neuen Antlitz der Metropole mit über 100 m hohen Glasfassaden und top gestylten Einkaufszentren passt das Bild das das staatliche Straßennetz der Millionenstadt abgibt, Gehwege aus Schotter und Staub und wenn schon ausgebaut immer mit den UB typischen Stolperfallen aus fehlenden Gehwegplatten, herausragenden Schachtabdeckungen oder irgendwie herumstehenden Bordsteinen. So richtig Hammer wird die Fahrt über eine der Nebenstraßen in den sogenannten Jurtenvierteln, sei es nur wegen einer Umleitung. Schlamm, Staub und halbmetertiefe Löcher zeigen den ganzen Widerspruch der mongolischen Gesellschaft. Privater Wohlstand der teilweise schon absurde Züge annimmt und ein Staat der kaum zu existieren scheint. Ein schön illustriertes Beispiel dafür ist der Fußballplatz einer solchen Luxuswohnanlage, hochqualitativer Kunstrasen aus Europa und volles Flutlicht steht dort für die Freizeitkicker aus 100 Stadtrandvillen zur Verfügung, dem Nationalteam der Mongolei bleibt ein Acker mit Wiesenkräutern und Pfützen als Trainingsplatz.
Übrigens wird die Heizung der Luxuswohnanlage mit zweifelhafter Wärmedämmung ausschließlich über elektrische Fußbodenmatten „sicher“gestellt. Für den Strom dazu hat man die 20 Kilometer lange Holzmastenleitung zur Innenstadt angezweigt, die im Winter dann wahrscheinlich selbst als Glühdrahtheizung wirken wird.
So beeindruckend das Baugeschehen in Ulaanbaatar auch sein mag, zur Zeit produziert es wohl mehr Probleme als es löst und die mongolische Verwaltung ist nicht gerade bekannt dafür, dass sie Probleme schnell, erfolgreich und effizient löst.
Wenn die Rechnung der privaten Investoren aufgeht und keine Finanzkrise oder andere Katastrophe die Mongolei erschüttert, wird sich der erste Anblick auf UBs Stadtkern wohl im Jahr 2015 kaum anders präsentieren als auf die anderen asiatischen Metropolen wie Seoul, Shanghai oder Peking, aber spätestens wenn man nach der U-Bahnstation sucht wird der Unterschied deutlich, in UB wird man dann in ein Landcruiser Taxi steigen müssen.

Neues Flugzeug für Eznis Airways

Dienstag, September 27th, 2011

 Avro RJ 85

Die Neue, hier noch in Kemble                                                      Foto: Matt Varley

Die mongolische Eznis Airways hat am 22. 9. 2011 ihren zweiten Regionaljet, wieder eine Avro RJ 85, erhalten. Breits im Juli wurde die erste Avro RJ 85 aus England überführt und damit das Jet-Zeitalter für die Eznis eingeleitet. Die Nummer zwei der mongolischen Fluggesellschaften hatte bis dahin nur vier SAAB 340 Turbopropellermaschinen im Einsatz. Die Avro RJ 85 ist mit 93 Plätzen bestuhlt und damit deutlich größer als die SAAB 340 mit gerade mal 34 Plätzen. Wichtiger ist aber, dass mit den neuen Flugzeugen auch internationale Ziele in China, Russland und Kasachstan effektiv angeflogen werden können, denn die Reichweite liegt bei rund 2600 Kilometern und die Reisegeschwindigkeit bei 780 km/h.

Bei den beiden neu gekauften Jets handelt es sich jeweils um ältere Maschinen der deutschen Lufthansa, die dort seit 1995 im regionalen Flugbetrieb eingesetzt waren. Die Flugzeuge wurden im englischen Kemble für die Eznis vorbereitet und tragen jetzt auch die Eznis Lackierung in Weiß-Organe.

Bisher flog Eznis hauptsächlich Ziele in der Mongolei an und daneben waren nur Hailar in China sowie Ulan-Ude im russischen Burjatien  im Flugplan zum regelmäßigen Linienverkehr.

Mit den Avro Jets ist da natürlich deutlich mehr drin. Bleibt die Frage, ob Eznis tiefer ins internationale Geschäft einsteigen will oder wie sie es selbst immer betont, sich mehr um die großen Bergbauprojekte in der Mongolei kümmern möchte. Einen Großteil des Geschäftes machen derzeit wohl Flüge zu den Landeplätzen der großen Minengesellschaften in der Gobi aus. Eigentlich sind die neuen Jets mit ihren 4 Strahltriebwerken für solche extremen Kurzstrecken von kaum 500 Kilometern und Behelfsflugplätze zu schade, hier würden die SAAB Propellermaschinen völlig ausreichen. Bleibt also einmal abzuwarten, was bei der Eznis in den nächsten Monaten passiert, denn mit den beiden Neuzugängen hat sich allein die Sitzplatzkapazität um 130 Prozent erhöht. Ziele, die für die Avro RJ 85 erreichbar sind, wären zum Beispiel auch noch Hohot oder Irkutsk aber auch zwischen Kysyl und Ulaanbaatar gibt es bisher keine Flugverbindung, obwohl doch recht enge Kontakte zwischen Tuwa und der Mongolei existieren. Was aber wirklich verwundert ist das Fehlen einer Linie zwischen Astana und Ulaanbaatar. Die Mongolei und Kasachstan sind praktisch Nachbarn, haben ethnische Verbindungen und Kasachstan ist eine wirtschaftliche Macht in dieser Region. Astana liegt zwar im Grenzbereich der Reichweite, wäre aber mit einer Zwischenlandung in Chowd oder Ulgij gut zu erreichen, was ja auch Sinn machen würde, denn dort leben bekanntlich die meisten Kasachen in der Mongolei. Peking wäre natürlich auch in der Reichweite der Jets, aber hier wird man der MIAT sicher keine Konkurrenz produzieren.  

Bleibt zu hoffen, dass den beiden Fliegern nicht das gleiche Schicksal wieder fährt wie den Fokker 100 Jets der Aeromongolia, die haben auf dem Flughafen in Ulaanbaatar nach einem recht kurzen Einsatz im Linienverkehr ihr Flugzeuggrab gefunden und sind dort neben allerlei russischen Gerät im Friedhofsbereich abgestellt.