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Die samstäglichen Partys auf der Seoul Gudamsch

Freitag, November 2nd, 2018

An Samstagen im Sommer verwandelt sich die Seoul Gudamsch Straße in UB zu einer Fußgängerzone. Die Stadtverwaltung hatte diese Idee und mittlerweile ist das schon eine echte Tradition geworden. Die Autofahrer kennen mittlerweile ihre Schleichwege und tragen das Ganze recht gelassen mit. Die Seoul Straße ist ja auch so schon die Kneipenmeile in UB und hier findet man neben dem California, einem Ku Damm und dem ehemals legendären Brauhaus um die zwanzig weitere Kneipen und Restaurants. Wobei vom Brauhaus heute wirklich nur noch ein besserer Imbiss übrig geblieben ist, die Hauptsache der Räumlichkeiten dienen derzeit einem Jazz Cafe und einem Hotpot. An den Samstagabenden kommen da noch etwa 20 Street Food Wagen dazu, die scheinbar extra für dieses Event gebastelt worden sind, denn sonst sieht man solche Gefährte kaum in den Stadt. Es werden Bänke und Tische auf der Fahrbahn aufgebaut und die Wahl fällt wirklich schwer, zwischen italienisch, chinesisch, Sushi oder Bratwurst. Wem das nicht gefällt, die ansässigen Kneipen bauen ihre Tische an den Abenden auch noch ein Stück weiter auf die Fahrbahn. Ein bischen Live Musik gibt es auch immer noch und an Publikum mangelt es auch fast nie, klar, bei 1,5 Millionen Einwohnern in der Stadt, sind immer welche auf der Suche nach etwas Abwechslung. Touristen sieht man dagegen eher weniger, die kennen die Veranstaltung ja nicht und wandeln dann eher auf der vergleichsweise langweiligen Enchtaiwan Gudamsch und landen am Ende bei einer der dortigen Kneipen mit Wohnzimmer- oder Suppenküchenambiente. Ja, die Friedensstraße, wie sie übersetzt heißt, ist zwar die Hauptstraße der Stadt, aber eine Fußgängeroase ist sie bestimmt nicht und zeitgemäß ist dort auch nichts mehr.
Insgesamt, bei schönem Wetter, ist das samstägliche Event auf der Seoul Straße auch für Touristen wirklich einen Besuch wert. Gelegentlich gibt es dann zum Beispiel Massen Salsa und ein paar hundert Tänzer nehmen den Asphalt in Anspruch. Es wird dann richtig gemütlich mongolisch, zwar nicht so wie der Tourist sich das mongolische Landleben vorstellt, aber es hat dennoch Unterschiede zu den in Deutschland aus dem Boden sprießenden Street Food Veranstaltungen. Es geht einfach lockerer zu und das Publikum versucht nicht den Hipster rüberzubringen, die gibt es zum Glück im Mongolischen gar nicht, und in den ebenfalls lustigen Wagen will niemand den Sternekoch auf die Straße bringen. Geschmacklich ist auch nicht alles perfekt, aber bei den Preisen kann man auch mal was in die Tonne geben und sich etwas anderes holen. Man sieht dann auch, wie hier üblich, nicht wenige kleine Kinder zu später Stunde zwischen dem Feierpublikum. Da es nur Bier und keinen Dschingis Vodka oder andere mongolische Bretterknaller gibt, bleibt die Atmosphäre auch zu später Stunde gelassen und friedlich, anders als bei einer typischen Feier auf dem Lande, die selten ohne eine Schlägerei endet. Insofern sind mir persönlich Events in der Stadt immer lieber als die ethnisch korrekten Feiern auf dem Lande, wo immer jemand eine alte Rechnung offen hat oder ein falsches Wort der Grund dafür ist, dass die Vodka Stimmung in Handgreiflichkeiten mündet. Begonnen wird dort oft mit emotionalen Liedern, beendet aber allzu oft mit Jammergesängen. Auf der improvisierten Fußgängerzone der Seoul Straße sieht man also eher das Gegenteil davon, aber wie schon an anderer Stelle mal geschrieben, die Mehrzahl aller Mongolen lebt in dieser Stadt und so kann man zumindest nicht behaupten, hier wäre nicht die wirkliche Mongolei zu hause.