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Altan Urag – mongolischer Folk Rock der feinsten Art

Dienstag, November 12th, 2013

zum 10- jährigen Bandjubiläum gab es ein Super-Konzert  

Mit diesem Beitrag möchte ich mal ein paar Sätze über die vielleicht interessanteste Erscheinung der mongolischen Musikszene der letzten Jahre verlieren. Klar gibt es einige mongolische Musikgruppen die auch traditionelle und moderne Elemente miteinander verbinden und zumindest in Deutschland bekannter sind als Altan Urag, aber keine dieser Gruppen hat auch nur annähernd die internationale Resonanz wie die Folk Rock Band mit der Frau am Schlagzeug. Manche Videos von Altan Urag schaffen es auf youtube locker auf einhunderttausend Klicks und wenn man mal die Statistik dazu ansieht, geht das um die ganze Welt. Mir sind die genialen Musiker das erste mal im „Ich Mongol“, einer großen und ziemlich lebhaften Kneipe in Ulaanbaatar aufgefallen, in der regelmäßig Live Musik präsentiert wird. Bei Altan Urag war es Begeisterung auf den ersten Ton. Allein die Tatsache, dass man mit traditionellen mongolischen Instrumenten elektronisch arbeitet und dabei einen absolut eigenen Sound kreiert war bis dato für mich ebenso einmalig wie beeindruckend. Man muss auch sagen, wenn es heute Nachahmer gibt, sie waren definitiv die Erfinder dieser genialen Symbiose. Dagegen ist Crossover von hierzulande mit David Garrett oder einer der zahllosen Geigenmädchen langweiligste Popkultur auf Seifenopernniveau. Die europäische Geige erreicht auch elektronisch nie den Drive, den man mit einer gut gespielten Pferdekopfgeige erzeugen kann.

Auch wenn die Band heute immer noch im „Ich Mongol“ oder anderen Eventkneipen der mongolischen Hauptstadt spielt, sie sind internationale Stars. Sie werden für Filmmusiken ausländischer Produktionen verpflichtet, treten auf Festivals im Ausland auf und ihre CD s sind im Koffer vieler Touristen nach ihrem Mongoleiurlaub. Im Internet haben sie eine weltweite Fanbase und die Kommentare auf den Videoseiten sprechen eine eindeutige Sprache. Sie haben allerdings das Problem aller mongolischer Bands, große Livetourneen sind einfach nicht machbar, es fehlt der Markt dafür, es gibt außer in Ulaanbaatar kaum mehr als drei weitere Städte in denen man überhaupt ein großes Konzert auf die Beine stellen könnte. So sind große Live-Konzerte der fünf eine echte Rarität. Zum Naadam 2013 gab es ein solches, zehn Jahre Altan Urag mit einer ganzen Menge Gastmusiker im sogenannten Kulturpalast am Suche Baatar Platz. Kommerziell war das Event für die Band sicherlich kein Höhepunkt, mit Tänzern und Gastmusikern waren um die fünfzig Personen beteiligt, vom Erlebnis her war es aber als Folk Rock Konzert kaum noch zu toppen. Ein aufwändiges Licht, kombiniert mit wirklich gutem Sound bildeten den Rahmen für drei Stunden Bühnenpower. Die ohnehin schon gute Schlagzeugerin wurde von zwei weiteren Drummern unterstützt und mit dem mongolischen Morin Khuur Orchester spielten teilweise über dreißig Leute den einmaligen Altan Urag Sound. Eigentlich hätte man mit dem Programm auf Tournee gehen und in Europa große Hallen bespielen können, es fehlt eben mal die große Agentur, die dieses Potential entdeckt.

Wer bei seinem Mongoleiurlaub irgendwie die Möglichkeit hat Altan Urag erleben zu können, der sollte sich die Zeit dafür nehmen. Diese Musik ist fast ein Symbol für die heutige Mongolei, die allgegenwärtige Symbiose aus Tradition und Moderne, die in der Mongolei,  wie kaum anderswo in der Welt, geradezu ineinander verschwimmt.

Das Luxusproblem von Ulaanbaatar

Mittwoch, Februar 29th, 2012

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Überteuerte Wohnanlagen haben Hochkonjunktur

Ulaanbaatar hat ein sich schnell entwickelndes Luxusproblem. Die doch erstaunlich breite Oberschicht gönnt sich Einiges. Zunächst waren da die nicht wenigen nagelneuen Geländewagen und SUV im Straßenbild. Am meisten fallen da natürlich die bald tausend Hummer Jeep der Stadt auf, aber die Mehrzahl Lexus mit Top Ausstattung sind oft teurer als die amerikanischen Monster Gefährte. Sinnvoll ist natürlich keines der Geländefahrzeuge, egal ob Hummer, Lexus, Cayenne oder Touareg denn 95 Prozent aller Kilometer legen die Besitzer im Stau der Großstadt zurück. Nach den Autos kamen die Eigentumswohnungen mit völlig überzogenen Grundrissen und heute sind es die Häuser in Luxuswohnlagen. Dazwischen gibt es natürlich noch all die Dinge, für die man eine Menge Geld ausgeben kann, man aber mehr oder weniger nur einen Namen dafür bekommt. Schuhe für 500 Dollar, Uhren für ein paar Tausend oder ein Porzellangedeck für ein deutsches Monatsgehalt.

Eines haben alle diese Produkte gemeinsam, keines davon wird in der Mongolei hergestellt und das Geld dafür fließt auf immer und ewig außer Landes. Zudem tragen diese Dinge dazu bei, dass sich die Oberschicht unglaublich weit von dem Rest der Bevölkerung entfernt.

1990 zur Wende gab es in dem Lande mit Sicherheit so gut wie keinen Mongolen, der mehr als zehntausend Dollar sein eigen nennen konnte, heute haben manche ihr Vermögen auf zehn, zwanzig oder gar einhundert Millionen Dollar vermehrt. Das geschah und geschieht, zumindest bei den ganz großen Vermögen, natürlich oft auf recht eigentümliche Art und Weise, durch Korruption, Betrügereien oder im günstigsten Fall durch rücksichtslose Geschäftspraktiken. Sei es wie es sei, dass Geld ist nun mal da und hier zeigt sich, dass recht schnell und auch oft ziemlich simpel verdientes Geld auch genauso schnell und für simplen Kram wieder rausgeworfen wird.

Da mag das Luxus Auto ja noch einen gewissen Gegenwert darstellen, ein völlig überteuertes und schlampig zusammen geschustertes Haus in einer Wohnanlage hat den schon nicht mehr. Vierhunderttausend Dollar für 130 Quadratmeter Wohnfläche klingen zwar als unter Umständen noch vermittelbar, wenn da aber alle handwerklichen und bautechnischen Regeln des Wärmeschutzes ignoriert werden und der Eigentümer dann 700 Dollar im Monat für Strom hinlegen muss, damit die elektrische Fußbodenheizung die Hütte warm bekommt und die Abwasserrohre in der Garage nicht Wegfrieren, dann ist das einfach Geldverbrennung. Dazu kommen natürlich noch die rund 200 Dollar monatlich für den Wachdienst, das Mähen des kärglichen mongolischen Rasens in der Anlage und die Nutzung des Kunstrasenbolzplatzes.     

Das Luxusproblem, oder das Problem mit den Luxusbürgern der Stadt geht bis in die letzten Bereiche. So hat man im Skigebiet wohl festgestellt, dass nach anfänglichem Interesse die Gutbetuchten im Ressort immer rarer wurden, der Grund, man musste die sich die Umkleidegelegenheit mit den Normalbürgern teilen, den Cappuccino oder das Bier gegebenenfalls in Nachbarschaft mit Viehzüchtern genießen, die auch mal zum Schauen da waren. Heute hat man das Problem geklärt, es gibt ein VIP Haus, mit Ledersesseln, Dusche, Bedienung und völlig frei von Normalverdienern. Abgesehen davon, dass dort die gähnende Langeweile angesagt ist, stellt die VIP Betreuung vermutlich nicht mal einen betriebswirtschaftlichen Nutzen sicher, man denkt aber, dass man das dieser Klientel schuldig ist.

Ähnlich wie im neuen Naran-Einkaufszentrum auf der Seoul Straße, Devise der Betreiber, kein Platz für No-Name oder gar China Ware, Branding als Schlagwort. Jedes Stück ein Markenprodukt und so liegen dort die Dinge, die eigentlich keiner wirklich braucht, zumindest nicht für den Preis, bunte Bettbezüge für 600 Dollar oder Weine für hundert. Natürlich alles Importwaren und die Oberschicht der Stadt sorgt mit Fleiß dafür, dass möglichst viel des Geldes in weit entfernte Länder transferiert wird, es bei vielen anderen in der Mongolei aber immer recht knapp bleibt.               

         

Wintersport in UB

Mittwoch, Februar 15th, 2012

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Am Morgen ist man fast allein im Resort

Die Winter in UB sind heute lange nicht mehr so langweilig, wie noch vor Jahren. Wenn von Mitte November bis Anfang April der Dauerfrost die Stadt im Griff hat kann man zumindest als Skifahrer die Freizeit nutzen. Der Kunstschnee im Sky Resort am Bogd Uul macht es möglich. Ohne den geht aber hier garnichts, bei gerade mal fünf Zentimeter leichtem Polarschnee könnte man nicht mal die Langlaufbretter sinnvoll einsetzen, geschweige denn den Abfahrtsski benutzen. Anderseits sind die Kunstschneepisten am Bogd Uul jedem Naturschnee überlegen, ein standfester schneller Belag, der auch am Nachmittag noch beste Bedingungen bietet. Solange die Sonne scheint und kein Wind um die Berge streicht machen auch die Temperaturen um zwischen minus zehn und minus fünfundzwanzig Grad keine allzu großen Probleme. Für das Überstehen der Liftfahrt hat sich so jeder seine eigenen Tricks einfallen lassen, ein kleines Kissen zum Mitnehmen, ein Fell in die Hose gestopft, Fantasie ist auf alle Fälle gefragt. Volle Pisten braucht man hier selbst am Wochenende nicht zu befürchten, unter der Woche geht es sogar familiär zu, kaum mehr als vierzig oder fünfzig Skiläufer auf fünf Pisten. Möglicherweise sind da kaum mehr als die Stromkosten für den Lift gedeckt, aber dafür hat man ja volle fünf Monate Liftzeiten und abgesehen von ein paar ganz kalten Tagen ist nahezu jeden Tag Sonnnenschein garantiert. Nebel, Wolken oder Schneefall, der die Pisten fast unsichtbar macht ist hier unbekannt. An den Wochenenden kommen zu den Skifahrrern noch die Rodelfreunde. Man lässt sich auf dem Förderband knapp 100 Meter auf der speziellen Rodelbahn hochbefördern und kann dann in so einer Plastikschüssel wieder runterschlittern, das Vergnügen kostet natürlich auch Geld und sorgt für eine ganze Menge zusätzlicher Gäste die dann hauptsächlich im Restaurant für Umsatz sorgen.

Für Langläufer hat man etwa einen Kilometer Loipe gelegt, allerdings macht sich hier der Kunstschnee nicht so gut.

Alles in Allem ist das Sky Resort wirklich ein Gewinn für UB und es bleibt zu hoffen, dass man die Sache noch erweitert, Platz nach oben ist genug, allerdings haben wohl die Grünen schon im Vorfeld Proteste angmeldet, sollte man weiter in den Wald gehen. Es wäre aber sehr Schade, wenn man wegen dreißig oder vierzig Lärchen keine Perspektive für die Pistenentwicklung hätte, zumal heute ganze Täler am Bogd Uul für Villenanlagen verbaut werden. Man kann den Investoren eigentlich nur wünschen, daß es eine gute Saison wird und das denen die Puste nicht ausgeht.

Zum Blog in eigener Sache

Samstag, Dezember 3rd, 2011

Mal was in eigener Sache zu unserem Blog. Damit das ganze richtig lebendig wird ist es natürlich schön, wenn zu den einzelnen Beiträgen auch ein paar Meinungen oder Ergänzungen ins Spiel kommen. Nutzt also bitte die Möglichkeit, nicht nur zu lesen, sondern auch selbst kleine Beiträge zu den Themen zu verfassen. Es ist natürlich auch wichtig, dass möglichst viele Leser den Blog regelmäßig besuchen, dann entwickelt sich einfach auch mehr Diskussion, also den Link zum Blog weitergeben und wenn die Resonanz deutlich ist, dann werden auch häufiger neue Themen eingestellt.

Wir haben mit dem Blog eine gute Möglichkeit vielen Deutschen etwas über die Mongolei mitzuteilen, was über das übliche, – Nomade, Jurte, Dschingis Khan Enkel – Klischee hinausgeht.   

Wir wollen vor allem auch über die moderne Mongolei berichten, über Perspektiven, über das was in Ulaanbaatar passiert und das diese Stadt nicht unbedingt der hässlichste Ort der Welt ist, wie heute noch viele Mongoleireisende am Rande ihrer romantischen Berichte vom Steppenleben glauben mitteilen zu müssen. 

 

Legenden um das mongolische Nomadenleben

Donnerstag, Dezember 1st, 2011

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Jurte in den Hochlagen des Changai

Um den mongolischen Nomaden und seine Lebensweise ranken sich in Europa zahlreiche Legenden und man pflegt auch beharrlich Mythen. Selbst Journalisten schreiben nicht selten, eben erst bei dem Kanzlerinnenbesuch konnte man das beobachten, Dinge, die aus ihrer Vorstellung entspringen, aber weniger der Recherche oder gar eigener Anschauung.

Allen voran steht die Vorstellung der umherziehenden, nichtsesshaften Sippe, die heute hier, morgen da ihre Jurte aufschlägt. Die Realität sieht deutlich anders aus. Jeder Viehzüchter in der Mongolei hat bestimmte Weidegebiete, die er nutzen darf. Je nach Vegetation sind diese Weidegründe, in denen er sein Vieh weidet größer oder kleinräumiger. Im Norden, bei genügend Grün und Zugang zu Wasser kann es sein, dass die Herde wochenlang an der gleichen Stelle genügend Futter findet, dann bleibt natürlich auch die Jurte dort stehen. Was man aber immer antrifft, ist ein spezieller geschützter Lagerplatz für den Winter und ein Sommerlager. Was dazwischen passiert ist sehr unterschiedlich, in trockenen Regionen können das 5 bis 10 unterschiedliche Standorte sein, wenns günstiger ist auch nur einer oder zwei. Auch ist der Aktionsradius recht unterschiedlich, von drei, vier Kilometern bis vielleicht 50, aber immer wird der Viehzüchter die Orte aufsuchen, wo er schon immer seine Jurte aufgebaut hat. Ein Viehzüchter in der Gebirgswaldsteppe des Changai oder im Norden des Landes wird also kaum größere Wanderungen unternehmen, sein Standort ist auch ziemlich genau bekannt, die Verwaltung und auch die Nachbarn wissen natürlich wo er ist, er hat auch sozusagen eine amtliche Adresse, natürlich nicht mit Straßennamen und Hausnummer, aber der Kreis und die Gegend wo er lebt sind bekannt. Er ist dort registriert, hat einen Pass und alle Rechte und Pflichten wie ein Bürger in der Hauptstadt. Ich habe Familien getroffen, die wohnten im Sommer am Seeufer und als ich nach dem Winterlager fragte, zeigten sie auf eine Holzhütte am nahen Bergfuß, hier waren sie geboren und hier würden sie vermutlich auch bis zum Lebensende bleiben. Die meisten Deutschen sind mehr Nomade als diese Leute.

Eine weitere Legende sind die Großfamilien oder gar Clans, die in den Köpfen der Menschen hierzulande die Steppe bevölkern. Ein Ail, also die kleinste Einheit der Viehzüchter kann aus einer manchmal zwei oder drei, aber kaum mehr Jurten bestehen. Es sind in der Regel, die Eltern mit den kleineren Kindern, eventuell noch die Großeltern, die da zusammenwohnen. Sollten sich mehr als zwei Jurten zusammenfinden ist oft eher eine fremde Familie dabei, als direkte Verwandte. Auch wenn eine Viehzüchterin fünf oder sechs Kinder hat, es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass die dann, einmal erwachsen, auch alle zusammen wohnen. Es gibt auch keinen sonderlich festen Zusammenhalt innerhalb der Verwandtschaft, insbesondere keine wirtschaftlichen Verknüpfungen, jeder macht eigentlich sein Ding. Das merkt man dann auch deutlich in der Stadtbevölkerung, ist jemand zu Vermögen gekommen und hat eine Firma oder sonst wie Macht und Einfluss, dann wird er sich eher einen verlässlichen Geschäftspartner suchen, als beispielweise die Geschwister oder gar noch entferntere Verwandte mit ins Boot zu nehmen.                

Die wohl unwahrste Vorstellung ist die von einem mächtigen männlichen Familienoberhaupt, der die Geschicke in der Jurte bestimmt. Die Frauen haben in der Jurte eindeutig das Sagen. Sie verwalten das Geld und Treffen die wichtigen Entscheidungen. Dem Gast wird in der Jurte zwar eine Vorstellung geboten, bei der die Frau den Mann bedient und der Anschein erweckt wird es handelte sich um eine absolute Autorität, aber das kann man getrost als Inszenierung betrachten, der Mann hat seine Freiheiten und kleine Privilegien, aber zu sagen hat er eigentlich nicht viel.       

Der mongolische Viehzüchter ist auch kein zivilisationsverachtender Weltfremdling. Nahezu alle Viehzüchter haben in ihrer Kindheit mal eine Schule in einer Siedlung besucht, oft dann auch in einem Internat gelebt. Sie sehen für ihr Leben gern TV, sofern der Empfang das hergibt und träumen alle davon ein Auto zu besitzen, zumindest die Männer. Sehr selten ist es auch der in der westlichen Vorstellung lebende Naturmensch, dem der Einklang mit derselben über alles geht. Er versucht natürlich traditionell die Ressourcen so nutzen, dass er sich nicht selbst die Existenz abgräbt, aber das wars oft auch schon. Der Müll fliegt in die Landschaft, Hauptsache man stolpert nicht selbst drüber, wenn Kaschmirwolle hoch im Kurs steht, dann werden eben wider besseren Wissens Ziegen statt Schafe gehalten und wenn ein paar Bäume in der Nähe sind, dann kommen die in den Ofen anstatt traditionell der Dung, das macht schneller warm und ist einfacher zu sammeln.

Nun haben meine Ausführungen vielleicht den einen oder anderen der bald mal in die Mongolei fahren wollte desillusioniert, aber es ist trotzdem interessant mal in einer Jurte vorbeizuschauen und mit den Leuten reden, gerade weil sie eben doch so unexotisch sind.  Man trifft in der Regel ganz coole Leute, die es schaffen unter extremsten Bedingungen zu leben, bei denen jeder deutsche Aussteiger nach ein paar Tagen alles hinschmeißen würde.                 

Nahverkehr in Ulaanbaatar

Donnerstag, Oktober 27th, 2011

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 Mit dem 2 Tonnen Jeep ins Büro – Alltag in UB

Der Nahverkehr oder einfacher gesagt, der Straßenverkehr in Ulaanbaatar ist ein echter Aufreger um es mal treffend zu beschreiben. Täglich verlieren tausende von Kraftfahrern wertvolle Nervenzellen bei dem Versuch ihr Auto zwei, drei Kilometer durch das eigentlich sehr übersichtliche Stadtzentrum zu manövrieren. Viele Menschen verwenden täglich einen erheblichen Teil ihrer psychischen und physischen Kraft darauf nur, um zur Arbeitsstelle zu gelangen, bzw. wieder nach Hause zurückzukehren. Vermutlich müssen sie die Arbeitszeit dann wirklich dafür nutzen sich vom Anreisestress zu erholen und Kraft für die Heimfahrt zu sammeln.

Der Grund für das Dilemma ist zum Einen die Überlastung an einigen Hauptstrecken und Knotenpunkten des Straßennetzes und zum Anderen die Fahrphilosophie der mongolischen Lenker, die immer nur eine Richtung kennt, nämlich nach vorne ohne die geringste Rücksicht auf Rechts, Links oder den Hintermann, auch wenn es schon offensichtlich aussichtslos erscheint. So werden kleinste Lücken im Stau sofort zugestellt, damit sich am Ende überhaupt nichts mehr bewegen kann. Staus mit totalem Stillstand und quer stehenden Fahrzeugen wo eigentlich gar keines hingehört, sind keine Seltenheit.

Eine Lösung des schon wirklich heftigen Problems kann eigentlich nur bei dem zuerst genannten Defizit ansetzen, den verkehrlichen Engstellen, das zweite Problem, die egozentrische Fahrweise, wird wohl niemand in den nächsten Jahrzehnten heilen können.

Der dritte Lösungsweg, wäre der Ausbau eines echten Nahverkehres, damit wären eigentlich beide Probleme gelöst, wer in Bus oder Bahn unterwegs ist kann kein Chaos fabrizieren und der Verkehr würde sicher merklich schrumpfen.

Lösungsansätze werden immer wieder diskutiert, die Erweiterung des Busverkehrs oder ein U-Bahnnetz, wobei die Erweiterung des Busverkehrs erst dann einen Effekt bringt, wenn möglichst viele Einwohner daran teilnehmen. Da liegt aber das Problem, der Bus gilt in UB, da dort oft hässlich und alt, als Armeleuteverkehrsmittel und solange der Bus auch im Stau steht und nicht vorwärts kommt, macht es gar keinen weiteren Sinn ihn zu benutzen. Attraktiv wäre natürlich dagegen die U-Bahn, die würden auch die wohlhabenderen Bürger benutzen, da man damit modern und schick unterwegs wäre, von der enormen Zeitersparnis mal abgesehen, wenn man davon ausgeht, dass auf der Friedenstraße am Abend ein Kilometer mal gut und gerne 30 Minuten Fahr- bzw. Standzeit bedeuten können.

Was die U-Bahn aber so unrealistisch erscheinen lässt, sind neben den enormen Kosten, die lange Planungs- und Bauzeit, was aber die Verantwortlichen der Stadt nicht davon abhält, immer wieder Studien dazu in Auftrag zu geben.

Einen Ausweg dazu könnte eine Hybridbahn bilden, die im Grunde genommen auf einem Straßenbahnsystem beruht, dass aber wo notwendig, auch mal unter der Erde geführt wird. Solche Überlegungen scheinen aber nicht für mongolische Politiker geeignet zu sein, hier gilt nur Hopp oder Flop. Eine U-Bahn würde Ulaanbaatar gleich auf den Standard von Tokio oder London befördern, da würde man sich gern sehen, aber Irkutsk, wo man schon lange mit der Straßenbahn fährt, hat man doch wohl überholt. Außerdem klingt keine Infrastrukturvision in der Mongolei zu phantastisch, als dass sie nicht doch verbreitet werden könnte.

So planen also derzeit ein paar japanische Ingenieure an einer sogenannten Vollmetro für Ulaanbaatar, deren Realitätsferne eigentlich nur noch von dem Projekt des einhunderttausend Studenten-Luxuscampus in Nalaich übertroffen wird.

Für eine moderne Straßenbahn, die im Übrigen in Europa auch mit schicken Fahrzeugen ausgestattet wird, braucht man etwas Platz in der Mittellage der Straße, ein paar Millionen für die Grundausstattung mit Gleis und Fahrdraht und dann kann es losgehen. Erst mal vielleicht 5 oder 6 Kilometer und dann in jedem Sommer ein paar dazu, unkompliziert und jederzeit erweiterbar. Wenn man dann mal am Suchebaatar Platz oder unter einer Kreuzung einen halben Kilometer im Tunnel verschwindet hat man für ein paar Sekunden sogar das Gefühl einer U-Bahn.

Bei den von den russischen Planungsbüros in den 1960 er Jahren geplanten breiten Hauptstraßen wäre genug Platz für ein eigenes Gleisbett der Straßenbahn, wenn gleichzeitig ein Teil der täglichen Autofahrer auf die Bahn umsteigen würden. Wenn man sich aber die Arbeit der mongolischen Stadtplaner ansieht, kann man auf soviel Vernunft kaum hoffen, da wird ein 60 000 Einwohnerstadtteil neu errichtet und über zwei ganze sechs Meter breite Sträßchen mit der restlichen Stadt verbunden, eine davon geht noch über einen beschrankten Bahnübergang aus Großmutters Zeiten.             

           

Hallo Mongoleifreunde

Sonntag, September 25th, 2011

Dieser Blog soll auschließlich Themen über oder zur Mongolei behandeln. Er gehört zur Hauptseite von Monrise Ulaanbaatar – www.monrise.com -, die selbst auch viele Informationen zur Mongolei bereithält. Der Block ergänzt damit auch das Mongolei-Forum – www.mongolei-forum.info – und andere Seiten von Monrise, wie die Reiseberichte, die Reisetipps oder die Seite zum Bergbau in der Mongolei.

Im Khentij Gebirge