zum 10- jährigen Bandjubiläum gab es ein Super-Konzert
Mit diesem Beitrag möchte ich mal ein paar Sätze über die vielleicht interessanteste Erscheinung der mongolischen Musikszene der letzten Jahre verlieren. Klar gibt es einige mongolische Musikgruppen die auch traditionelle und moderne Elemente miteinander verbinden und zumindest in Deutschland bekannter sind als Altan Urag, aber keine dieser Gruppen hat auch nur annähernd die internationale Resonanz wie die Folk Rock Band mit der Frau am Schlagzeug. Manche Videos von Altan Urag schaffen es auf youtube locker auf einhunderttausend Klicks und wenn man mal die Statistik dazu ansieht, geht das um die ganze Welt. Mir sind die genialen Musiker das erste mal im „Ich Mongol“, einer großen und ziemlich lebhaften Kneipe in Ulaanbaatar aufgefallen, in der regelmäßig Live Musik präsentiert wird. Bei Altan Urag war es Begeisterung auf den ersten Ton. Allein die Tatsache, dass man mit traditionellen mongolischen Instrumenten elektronisch arbeitet und dabei einen absolut eigenen Sound kreiert war bis dato für mich ebenso einmalig wie beeindruckend. Man muss auch sagen, wenn es heute Nachahmer gibt, sie waren definitiv die Erfinder dieser genialen Symbiose. Dagegen ist Crossover von hierzulande mit David Garrett oder einer der zahllosen Geigenmädchen langweiligste Popkultur auf Seifenopernniveau. Die europäische Geige erreicht auch elektronisch nie den Drive, den man mit einer gut gespielten Pferdekopfgeige erzeugen kann.
Auch wenn die Band heute immer noch im „Ich Mongol“ oder anderen Eventkneipen der mongolischen Hauptstadt spielt, sie sind internationale Stars. Sie werden für Filmmusiken ausländischer Produktionen verpflichtet, treten auf Festivals im Ausland auf und ihre CD s sind im Koffer vieler Touristen nach ihrem Mongoleiurlaub. Im Internet haben sie eine weltweite Fanbase und die Kommentare auf den Videoseiten sprechen eine eindeutige Sprache. Sie haben allerdings das Problem aller mongolischer Bands, große Livetourneen sind einfach nicht machbar, es fehlt der Markt dafür, es gibt außer in Ulaanbaatar kaum mehr als drei weitere Städte in denen man überhaupt ein großes Konzert auf die Beine stellen könnte. So sind große Live-Konzerte der fünf eine echte Rarität. Zum Naadam 2013 gab es ein solches, zehn Jahre Altan Urag mit einer ganzen Menge Gastmusiker im sogenannten Kulturpalast am Suche Baatar Platz. Kommerziell war das Event für die Band sicherlich kein Höhepunkt, mit Tänzern und Gastmusikern waren um die fünfzig Personen beteiligt, vom Erlebnis her war es aber als Folk Rock Konzert kaum noch zu toppen. Ein aufwändiges Licht, kombiniert mit wirklich gutem Sound bildeten den Rahmen für drei Stunden Bühnenpower. Die ohnehin schon gute Schlagzeugerin wurde von zwei weiteren Drummern unterstützt und mit dem mongolischen Morin Khuur Orchester spielten teilweise über dreißig Leute den einmaligen Altan Urag Sound. Eigentlich hätte man mit dem Programm auf Tournee gehen und in Europa große Hallen bespielen können, es fehlt eben mal die große Agentur, die dieses Potential entdeckt.
Wer bei seinem Mongoleiurlaub irgendwie die Möglichkeit hat Altan Urag erleben zu können, der sollte sich die Zeit dafür nehmen. Diese Musik ist fast ein Symbol für die heutige Mongolei, die allgegenwärtige Symbiose aus Tradition und Moderne, die in der Mongolei, wie kaum anderswo in der Welt, geradezu ineinander verschwimmt.