Mongolischer Folk Rock ist seit Altan Urag, und das ist schon über zehn Jahre her, ein ernstzunehmendes Angebot. Selbst Altan Urag brachte es schon zu einer gewissen internationalen Popularität, was aber The Hu hier jetzt gelandet haben ist ein echter Cup. Mit zwei Videos im Angebot haben sie es bei Youtube zum Stand heute auf 40 Millionen Klicks gebracht, ohne je eine CD veröffentlicht zu haben. Sie standen schon bei insgesamt 20 Millionen Klicks, da hatte noch nicht mal ein ernsthaftes Konzert stattgefunden. Gut das mit den Konzerten sieht jetzt anders aus, eine Europatournee ging über etliche Länder und Stationen und die Nordamerika Tour ist für den Herbst angesagt.
Wie schafft man Millionen Klicks wenn man in Ulaanbaatar sitzt und für die meisten Mongolei und Rockmusik überhaupt keinen Sinn ergeben, vielleicht gerade deshalb? Verdient haben diese beiden Videos auf jeden Fall diese Popularität, aber auch die mongolische Folk Rock Szene überhaupt hat eine Qualität, die weit über ein nationales Interesse hinausgeht. Begonnen hat es wie schon gesagt mit Altan Urag und die sind auch eine der Wurzeln auf die sich The Hu berufen. Das was The Hu den Hunnu Rock bezeichnen, gab es schon in vielen Titeln von Altan Urag in ähnlicher Form. Andere haben es kopiert oder weiterverwendet, aber kommerzieller Erfolg war bisher keinem damit beschieden. Die Folk Rock Fangemeinde in der Mongolei ist sehr überschaubar und im Ausland googelte bislang kaum jemand nach diesen Schlagworten. Schade eigentlich, denn hätte er es getan wäre er bei Altan Urag gelandet und hätte damit auch schon etwas Besonderes geboten bekommen.
Die meisten Ausländer kannten Altan Urag sicher von einem der zahlreichen Live Auftritte in einer der Kneipen von UB. Dort spielte man meist so ein zwanzig Minuten Minikonzert, das aber schon erahnen lies, was in dieser Band wirklich steckt. The Hu sind es anders angegangen, zuerst wurden die besagten zwei Videos produziert und dann hat man diese recht professionell im Internet platziert. Es reichte, dass zwei, drei Kommentatoren sich die Videos als Reaction Video vornahmen und ihre Verwunderung darüber kundtaten, dass in der Mongolei Rockmusik produziert wird. Andere folgten und ratz fatz hatte man Klicks im Millionenbereich, was wiederum Musikjournale dazu veranlasste zu titeln, dass Rocker aus der Mongolei Millionen Views erzeugt hätten. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch schon eine Europatournee geplant und neue Titel waren in der Produktion. Das Management lag auch schon bei Profis in Europa und die Musikpresse hierzulande war eingebunden.
Nach einem kleinen Konzert zum warm Spielen in Berlin, war auch der erste große Knaller gleich das Doppelfestival Rock im Park und Rock am Ring. Hier ging das Publikum schon richtig mit und für viele schienen sie schon keine gänzlich Unbekannten mehr zu sein. Die nächsten großen Konzerte auf Festivals zum Beispiel in Belgien, Frankreich oder Tschechien liefen auch nicht schlecht und ehe man es sich versah, waren Videos von diesen Live Auftritten und weiteren bis dato unbekannten Titeln im Internet unterwegs. Die Ankündigung der ersten CD war dann vom Zeitpunkt her auch gut gewählt. Was macht aber diesen Sound für Leute auf der ganzen Welt so interessant? Die traditionelle mongolische Musik ist einfach so nahe an dem was man moderne Rockmusik nennen würde, dass eine Verbindung zu dieser überhaupt nicht schwer fällt. Der Obertongesang ist Hard Rock pur und die Pferdekopfgeige bringt den Crossover zur Perfektion.
Das die Band keine Eintagsfliege ist zeigt schon das dritte echte Video, zwischendurch kam mal mit „Shoog Shoog“ nur eine Vocal Version, also ein wieder recht aufwendig produziertes Video zu „Der große Dschingis Khan“. Eine halbe Million Views in 5 Tagen, das muss man erstmal hinbekommen. Die Titelseite des Musikmagazins SLAM sollte man auch noch erwähnen und die erste CD wird im September weltweit zu erhalten sein. Im Herbst des Jahres kommt dann eine wirklich große USA und Kanada Tour dazu. Bleibt zu wünschen, dass im Windschatten von The Hu auch das eine oder andere mongolische Musikprojekt den Zugang zum internationalen Markt bekommt, verdient hätten es einige.